Archiv
Im Projektarchiv befinden sich – in chronologischer Ordnung – abgeschlossene Schwerpunkt- und Verbundprojekte. Eine ergänzende Liste enthält eine Auswahl an Einzelprojekten, die seit 2018 innerhalb der drei Forschungsressorts abgeschlossen oder bearbeitet wurden.
Abgeschlossene Schwerpunkt- und Verbundprojekte
Eine neue Geschichte der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung
Ziel der Forschergruppe »Eine neue Geschichte der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung« war es, einen neuen Zugang zur Geschichte der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung und zu den mit ihr verbundenen Intellektuellen- und Bildungskulturen zu eröffnen. Dies geschah in eng aufeinander abgestimmten Einzelstudien. Die kooperative Arbeitsform gab jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Gelegenheit, den Projektgegenstand möglichst selbstständig und zugleich in ständigem Dialog miteinander zu erforschen. Das Vorhaben war als wissenschaftliches Netzwerk strukturiert, in dem herausragende Persönlichkeiten der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, prominente ebenso wie bislang kaum wahrgenommene, im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses standen. Die biographisch vermittelten Annäherungen zielten dabei nicht auf traditionelle Gelehrten-, Funktionärs- und Werkbiographien oder auf organisationsgeschichtliche Abhandlungen. Im Zentrum der Studien standen vielmehr die geistigen und lebensweltlichen Erfahrungen der Akteure. Mittels ihrer Lebenswege, die gleichsam als historische Quelle und historisches Medium dienen, wurde die historische Geltungskraft arbeiter- und gewerkschaftsbewegter Begriffe, Kategorien und Vorstellungswelten herausgearbeitet.
Wanderndes Wissen
Das Projekt »Wanderndes Wissen. Wirkungen und Rückwirkungen der Emigration aus Osteuropa auf die Jüdischen Studien seit den 1960er Jahren« widmete sich der jüdischen Emigration aus der Sowjetunion und weiteren ostmittel- und osteuropäischen Ländern zwischen den 1960er und 1990er Jahren und untersuchte die Wirkungen und Rückwirkungen der Auswanderungswellen auf die Jüdischen Studien in den USA, Israel und Deutschland.
Materielle Spuren deutsch jüdischer Lebenswelten des östlichen Europa
Das Projekt »Materielle Spuren deutsch jüdischer Lebenswelten des östlichen Europa. Buchsammlungen und Bibliotheken nach dem Zweiten Weltkrieg« widmete sich der jüdischen materiellen Kulturen im 20. Jahrhundert, insbesondere der Geschichte ihrer Zerstörung, Zerstreuung und Restitution in Zentral- und Osteuropa. Dabei wurden Akteure und Organisationen sowie die von ihnen angestoßenen Prozesse der Rettung und des Transfers von Objekten rekonstruiert und danach befragt, wie die in ihnen bewahrten Traditionsbestände an neuen Orten, in neuen Kontexten und unter neuen Bedingungen fortlebten, sich wandelten oder überformt wurden.
Virtuelle Archive für die geisteswissenschaftliche Forschung
Das Projekt »Jüdische Gelehrte an der Universität Leipzig. Teilhabe, Benachteiligung und Ausschluss. Ein Webportal« war Teil der vom Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst initiierten Förderinitiative »Virtuelle Archive für die geisteswissenschaftliche Forschung«, die am 31. Dezember 2020 endete. Im Rahmen eines von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften (SAW) koordinierten Leitprojektes zum Aufbau kooperativ nutzbarer Datenarchive erstellt das Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow einen Personenkatalog jüdischer, in Leipzig wirkender Gelehrter des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Datensammlung wird biografische Skizzen mit Informationen zu Bedeutung und Werk verbinden und entlang einer systematisierten Erkenntnisperspektive in Form eines Webportals für die Forschung und eine interessierte Öffentlichkeit aufbereiten.
Quellen des europäischen Judentums: das Pinkasimprojekt
Arbeitsformen und Zugänge der Digital Humanities sind in den letzten Jahren zunehmend in den Kultur- und Geschichtswissenschaften aufgegriffen worden und werden auch zukünftig an Bedeutung für die geisteswissenschaftliche Forschung gewinnen. Vor diesem Hintergrund beteiligte sich das Dubnow-Institut an einem Digitalisierungsvorhaben im Bereich der Jewish Studies. Von 2015 bis 2019 erschloss das im Verbund mit der National Library of Israel und international renommierten Fachwissenschaftlern wie Israel Bartal (The Hebrew University of Jerusalem), Gershon D. Hundert (McGill University, Montreal) und Adam Teller (Brown University, Providence) durchgeführte Pinkasim-Projekt die im aschkenasischen Europa und Norditalien verbreiteten Pinkasim – Protokollbücher jüdischer Gemeinden – als zentrale historische Quelle der jüdischen Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit für die Forschung. Bisher weit verstreut über Archive und Sammlungen in Israel, Europa und den Vereinigten Staaten, wurden die Gemeindepinkasim im Rahmen des Projekts sukzessive digitalisiert und in einem Onlinearchiv auf der Webseite »The Pinkasim Collection: The International Repository of Communal Ledgers« zugänglich gemacht.
Eine neue Geschichte des Chassidismus
Im Jahr 1931 erschien in Berlin die deutsche Übersetzung von Simon Dubnows Studie Toldot Chasidut. Dubnows zweibändige Geschichte des Chassidismus war lange Zeit die einzige umfassende Darstellung dieser religiösen Bewegung, die sich Mitte des 18. Jahrhunderts im östlichen Europa ausbildete. Eine internationale Forschergruppe, die im Jahr 2011 ihre Arbeit aufnahm, hatte es sich zum Ziel gesetzt, eine neue Geschichte des Chassidismus zu erarbeiten. Sie sollte über den von Simon Dubnow bearbeiteten Zeitraum hinausgehen – dieser hatte Quellen und Materialien bis zum Jahr 1815 verwendet – und die erste umfassende Darstellung des Chassidismus überhaupt darstellen. Die Forschergruppe brachte ausgewiesene Spezialisten und Nachwuchswissenschaftler aus Polen, Israel, Großbritannien und den Vereinigten Staaten zusammen.
Kommunikationsräume des Europäischen
Das Projekt »Kommunikationsräume des Europäischen. Jüdische Wissenskulturen jenseits des Nationalen«, das vom 1. Februar 2007 bis 31. März 2010 durchgeführt wurde, befasste sich mit den transnationalen Kommunikationsformen jüdischer Wissenskulturen im 19. und 20. Jahrhundert. Ausgehend vom diasporischen Charakter jüdischer Lebenswelten untersuchten Historiker, Judaisten, Soziologen, Didaktiker und Museologen aus interdisziplinärer Perspektive die transterritorialen Netzwerke jüdischer Lebenswelten. Sie beschäftigten sich damit, wie jüdische Lebenswelten Wissen über Distanzen, Räume und kulturelle Grenzen hinweg transportierten und auf welche Weise jüdischen Wissenskulturen das Europäische gleichsam eingeschrieben war. Das Europäische wurde dabei nicht als ein feststehender Ort, als eine homogene Einheit oder als ein abgrenzbares Territorium angesehen; vielmehr sollte die Perspektive jüdischer Wissenskulturen den Blick auf das Europäische schärfen: auf all jene Attribute, die die Überwindung von räumlicher, religiöser und kultureller Enge betreffen. Das Ziel des Projekts war es, durch das Besondere jüdischer Wissenskulturen das Allgemeine des Europäischen zu verstehen.
Jüdische Geschichte im Kontext allgemeiner Geschichts- und Kulturwissenschaften
Bei dem DAAD-geförderten Internationalen Qualitätsnetzwerk (IQN) »Jüdische Geschichte im Kontext allgemeiner Geschichts- und Kulturwissenschaften« handelt es sich um ein vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Jahre 2001 initiiertes und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der »Zukunftsinitiative Hochschulen« gefördertes Programm, das die Internationalisierungsbestrebungen der deutschen Hochschulen fördern und die Qualität von Forschung und Lehre durch die Einwerbung hochqualifizierter internationaler Forscherinnen und Forscher verbessern sollte. Eine Fortsetzung des gesamten Programmvolumens über das Jahr 2003 hinaus erfolgte nicht, doch wurden für das Leipziger IQN und neun weitere der insgesamt 33 IQN-Projekte Mittel für 2004 zur Verfügung gestellt. Diese Auslauffinanzierung sollte zur Erreichung der Projektziele, Verbreitung der Ergebnisse und zur Erschließung anderer Finanzierungsmöglichkeiten beitragen. Das IQN zur jüdischen Geschichte entsprach in seiner konzeptionellen Ausrichtung in wesentlichen Punkten dem Profil des Dubnow-Instituts. Die zentrale Zielsetzung des IQN war also ein Beitrag zur inhaltlichen und methodischen Integration der jüdischen Geschichte in die allgemeine Geschichte, gerade auch durch eine verstärkte methodische Aufmerksamkeit auf die spezifischen historischen Geschichtserfahrungen von Juden, die insofern erkenntnistheoretisch zu nutzen sind, als mit ihnen neue Fragestellungen einer gesamteuropäischen Geschichtsschreibung begründbar werden. Die verstärkte Einbeziehung hochqualifizierter Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler, Graduierter und Studierender aus dem Ausland in die Forschung und Lehre des Dubnow-Instituts und der Universität Leipzig waren von großer Bedeutung für die Internationalisierung der wissenschaftlichen Arbeit in Leipzig. Innerhalb von kürzester Zeit wurden zahlreiche Kontakte zu in- und ausländischen Institutionen geknüpft, die in einer Vielzahl von Fällen auch in eine formal-beständige Zusammenarbeit überführt werden konnten. Das Dubnow-Institut hat durch die Zuwendungen aus den IQN-Mitteln die Möglichkeit erhalten, eine seiner interdisziplinären Forschungsagenda entsprechende und in seinem wissenschaftspolitischen Profil angelegte Internationalität öffentlich unter Beweis zu stellen. Die Zusammenarbeit umfasste einerseits den personellen Austausch von Wissenschaftlern und Doktoranden, zum anderen die Durchführung international besetzter Konferenzen, Workshops und Arbeitsgespräche. Eine große Bedeutung hatte die Förderung längerer Aufenthalte von Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus dem Ausland – d. h. die akademische und allgemeine Integration anderer Wissenschaftskulturen in die hiesigen Strukturen und die konkrete Arbeit. Hierbei ist die durchgängige Internationalisierung durch die am Dubnow-Institut zur Regel gewordene Sprachenvielfalt aus Englisch, Hebräisch, Russisch und Polnisch zu erwähnen, aber vor allem auch die Bedeutung der realisierten menschlichen und wissenschaftlichen Begegnungen selbst – einer der größten Vorzüge der IQN-Förderung überhaupt.
Einzelprojekte (seit 2018)
Der nicht-jüdische Jude im Angesicht der Katastrophe:
der Fall Otto Heller (1897–1945)
Dr. Tom Navon (assoziert)
Wanderndes Wissen
Drei Jahrzehnte Jüdische Studien im wiedervereinigten Deutschland (1990–2020)
Dr. Angelique Leszczawski-Schwerk
Gabriel Bach und die strafrechtliche Verfolgung von Nationalsozialisten im Staat Israel
2017–2018
Adv.-Dr. Yehudit Dori Deston
Aufbruch ins Morgen. Biografische Skizzen zur jüdischen Malerin Lea Grundig (1906–1977)
2017–2020
PD Dr. Jeannette van Laak
Ludwik Rozenberg (1895–1941): zwischen ukrainischen Nationalisten und Kommunisten
Prof. Dr. Olga Radchenko
Jahresbericht
Einen Überblick über die Aktivitäten des Dubnow-Instituts erhalten Sie in den seit 2019 jährlich erscheinenden Jahresberichten.
Bulletin
Das »Bulletin des Simon-Dubnow-Instituts«, von 1999 bis 2014 einmal jährlich erschienen, informiert als klassisches Berichtsmedium über alle Aktivitäten des Dubnow-Instituts in Forschung und Lehre im Verlauf eines Kalenderjahres (Konferenzen, Workshops, Dubnow-Vorlesung).
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Weitere Recherche
Wer sich für die Geschichte des Dubnow-Instituts interessiert, kann auch die früherer Website des Instituts für seine Recherche nutzen. Für einen Zugriff, wenden Sie sich bitte an die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.