Ressort Wissen

Der »russische« Victor Klemperer:

Sein Erbe in der sowjetischen und postsowjetischen Kultur

Das Forschungsprojekt beleuchtet die Rezeption von Victor Klemperers geistigem Erbe in der sowjetischen und postsowjetischen Kultur auf drei Ebenen: erstens, anhand der Geschichte der Übersetzungen aller Bücher Klemperers ins Russische und in andere Sprachen der ehemaligen Sowjetrepubliken; zweitens, anhand der Reaktionen auf Klemperers Erbe in der postsowjetischen Denkweise und öffentlichen Kultur; drittens wird das Erbe Klemperers vor dem Hintergrund des Stellenwertes des deutschen Geisteslebens in der sowjetischen und postsowjetischen Gesellschaft untersucht. Denn bemerkenswerterweise war Klemperer trotz des Kult­status seiner Werke in Deutschland in der Sowjetzeit praktisch unbekannt, unübersetzt und unveröffentlicht und das obwohl andere Werke deutscher Philosophie, Philologie und Literatur durchaus aktiv veröffentlicht und übersetzt wurden.
Die erste Übersetzung ins Russische von Klemperers Buch »LTI. Notizbuch eines Philologen« erfolgte erst 1998 im bekannten Moskauer Verlag »Progress« in einer Auflage von 3.000 Exemplaren.
Das Forschungsprojekt fragt danach, welchen Platz Klemperers Werke im postsowjetischen Denken einnimmt und welche Reaktionen von Wissenschaftlern, Journalisten und der Leserschaft auf die Übersetzung erfolgten und analysiert die Geschichte von Klemperers Studien in den ehemaligen Sowjetländern sowie seinen intellektuellen Einfluss auf das zeitgenössische Denken in den postsozialistischen Ländern.