Schwerpunktprojekte
Im Rahmen der inhaltlichen Schwerpunkte der Forschungsressorts werden regelmäßig umfassendere drittmittelfinanzierte Vorhaben entwickelt. Sie bereichern das Forschungsspektrum und die Projektformate am Institut und tragen wesentlich zur Schärfung des akademischen Profils bei. Hierzu zählen Verbundvorhaben, die sich in Kooperation mit weiteren Partnern größeren Themenkomplexen mit interdisziplinären Zugängen widmen, Forschungsgruppen, Formate zur Konzipierung neuer Themen oder der breiteren Vermittlung und Diskussion aktueller Tendenzen im Bereich jüdischer Geschichte und Kultur. Diese Schwerpunkt- und Verbundprojekte tragen substantiell zum Ausbau der nationalen und internationalen Vernetzung des Instituts bei.
Forschungskoordinatorin
Dr. Monika Heinemann
Schwerpunkt- und Verbundprojekte
Das kurze Leben der sowjetisch jiddischen Literatur
Das interdisziplinäre Kooperationsvorhaben »Das kurze Leben der sowjetisch jiddischen Literatur« erforscht die jiddische Literatur in der Sowjetunion von 1917 bis in die 1970er Jahre. Im Mittelpunkt stehen Dichter und Schriftsteller, die sich sowohl persönlich als auch künstlerisch im Spannungsverhältnis von Tradition und Moderne, jüdischer Zugehörigkeit und dem Bekenntnis zur Schaffung eines »neuen« sowjetischen Menschen bewegten. Ihre Lebenswege und Werke werden vor dem Hintergrund von Revolution, Bürgerkrieg und Emigration sowie der Erfahrung des Stalinismus und des Holocaust betrachtet. Fragen nach Zugehörigkeiten, gesellschaftlichen Homogenisierungsbestrebungen sowie dem Verhältnis von Universalismus und Partikularität versprechen neue Erkenntnisse für die Geschichte des östlichen Europa und seiner Judenheiten, aber auch für die gegenwärtigen Herausforderungen globalisierter Diaspora- und Migrationserfahrungen.
Das Objekt zum Subjekt machen
Das Verbundvorhaben »Das Objekt zum Subjekt machen. Jüdische Alltagskultur in Deutschland vermitteln« verbindet kulturgeschichtliche Grundlagen- mit anwendungsorientierter Schulbuchforschung und bereitet die Ergebnisse praxisbezogen für Lehrkräfte auf. Es beabsichtigt keine Erforschung der Geschichte des Antisemitismus im klassischen Sinne. Vielmehr setzt das Projekt auf Bildung und Wissensvermittlung im Bereich jüdischer Geschichte, Kultur und Religion. Es geht davon aus, dass die Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Deutschland zu einer Engführung jüdischer Geschichte auf einen vermeintlich ausschließlichen Erfahrungszusammenhang von Verfolgung, Antisemitismus und Holocaust geführt hat, hinter dem die Pluralität jüdischen Lebens in Europa zurücktritt. Damit einher geht ein fragmentiertes oder vermindertes Wissen über die religiöse und lebensweltliche Praxis von Jüdinnen und Juden – ein Defizit, das durch mangelnde unmittelbare Erfahrung verstärkt wird. Diesen isolierenden Betrachtungsweisen und stereotypen Wahrnehmungen will das Projekt fundiertes und leicht zugängliches Wissen über jüdische Geschichte und Kultur entgegensetzen.
DIKUSA – Vernetzung digitaler Kulturdaten in Sachsen
Im Projekt »Vernetzung digitaler Kulturdaten in Sachsen – Aufbau einer technischen Infrastruktur für die Forschung zu Mobilität, Migration und Transformation von Orten, Personen und Artefakten (in zeitlicher und räumlicher Perspektive) – DIKUSA« forschen unter Koordination der Arbeitsstelle KompetenzwerkD der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig sechs geisteswissenschaftliche Forschungseinrichtungen jeweils in eigenen Teilprojekten zur Kultur- und Sozialgeschichte Sachsens. Die Ergebnisse sowie entwickelten Tools des vom Freistaat Sachsen geförderten Verbundprojektes werden anschließend öffentlich verfügbar gemacht.
Eine neue Geschichte der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung
Ziel der Forschergruppe »Eine neue Geschichte der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung« ist es, einen neuen Zugang zur Geschichte der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung und zu den mit ihr verbundenen Intellektuellen- und Bildungskulturen zu eröffnen. Dies geschieht in eng aufeinander abgestimmten Einzelstudien. Die kooperative Arbeitsform gibt jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Gelegenheit, den Projektgegenstand möglichst selbstständig und zugleich in ständigem Dialog miteinander zu erforschen. Das Vorhaben ist als wissenschaftliches Netzwerk strukturiert, in dem herausragende Persönlichkeiten der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, prominente ebenso wie bislang kaum wahrgenommene, im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses stehen. Die biographisch vermittelten Annäherungen zielen dabei nicht auf traditionelle Gelehrten-, Funktionärs- und Werkbiographien oder auf organisationsgeschichtliche Abhandlungen. Im Zentrum der Studien stehen vielmehr die geistigen und lebensweltlichen Erfahrungen der Akteure. Mittels ihrer Lebenswege, die gleichsam als historische Quelle und historisches Medium dienen, soll die historische Geltungskraft arbeiter- und gewerkschaftsbewegter Begriffe, Kategorien und Vorstellungswelten herausgearbeitet werden.
Ignaz-Goldziher-Programm
Das Ignaz-Goldziher-Programm richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus islamisch geprägten Kontexten, die Fragen der jüdischen Geschichte, von Reform und Konfessionalisierung sowie der gemeinsamen Existenzerfahrungen von Juden und Muslimen ins Zentrum ihrer Forschungen stellen. Die Fellows untersuchen Themen, die die bemerkenswerte Ähnlichkeit jüdischer und muslimischer Geschichtserfahrungen deutlich werden lassen: den Monotheismus, die abstrakte Schriftgelehrsamkeit, die Ähnlichkeiten der Aufklärungsmuster und der Konfessionalisierungsanforderungen. Ein einjähriger Aufenthalt am Dubnow-Institut kann dazu genutzt werden, ein Forschungsprojekt zu bearbeiten, fertigzustellen oder ein neues Vorhaben zu entwickeln und mit Unterstützung des Instituts zur Antragsreife zu bringen.
Materielle Spuren deutsch jüdischer Lebenswelten des östlichen Europa
Das Projekt »Materielle Spuren deutsch jüdischer Lebenswelten des östlichen Europa. Buchsammlungen und Bibliotheken nach dem Zweiten Weltkrieg« widmet sich der jüdischen materiellen Kulturen im 20. Jahrhundert, insbesondere der Geschichte ihrer Zerstörung, Zerstreuung und Restitution in Zentral- und Osteuropa. Dabei werden Akteure und Organisationen sowie die von ihnen angestoßenen Prozesse der Rettung und des Transfers von Objekten rekonstruiert und danach befragt, wie die in ihnen bewahrten Traditionsbestände an neuen Orten, in neuen Kontexten und unter neuen Bedingungen fortlebten, sich wandelten oder überformt wurden.
Wanderndes Wissen
Das Projekt »Wanderndes Wissen. Wirkungen und Rückwirkungen der Emigration aus Osteuropa auf die Jüdischen Studien seit den 1960er Jahren« widmet sich der jüdischen Emigration aus der Sowjetunion und weiteren ostmittel- und osteuropäischen Ländern zwischen den 1960er und 1990er Jahren und untersucht die Wirkungen und Rückwirkungen der Auswanderungswellen auf die Jüdischen Studien in den USA, Israel und Deutschland.
Projektarchiv
Kooperationspartner
Überblick über aktuelle Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner: Netzwerk
Akademieprojekt »Europäische Traditionen – Enzyklopädie jüdischer Kulturen«