Ressort Recht

Studien zum materiellen und geistigen Erbe der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums

Das Vorhaben untersucht die Lebenswege von Lehrenden und Studierenden der Hochschule. Als Inbegriff des Geistes der Institution gelten ihre liberale Verfasstheit und Reformbereitschaft, ihre Rolle als Hort der Wissenschaft des Judentums in Berlin sowie ihre Bereitschaft, die jüdische Tradition nicht länger exklusiv im Sinne der Offenbarung, sondern gemäß historisch-kritischer Methoden zu erfassen. Sie verbindet eine Reihe außergewöhnlicher Gelehrter unterschiedlicher Disziplinen: von der Wissenschaft des Judentums und der modernen jüdischen Theologie (Abraham Geiger, Salomon Neumann), über die Völkerpsychologie (Moritz Lazarus, Heymann Steinthal), zur Geschichtswissenschaft (David Neumark, Selma Stern, Eugen Täubler), Sozialwissenschaft (Franz Oppenheimer, Paul Eppstein) und bedeutenden philosophisch-theologischen Gelehrten (Ismar Elbogen, Leo Baeck, Max Wiener, Emil Fackenheim). Der Fokus liegt auf dem Ende sowie dem Erbe der Einrichtung: Lebt der Geist der Hochschule weiter, auch nach ihrem langsamen, gewaltsamen Ende 1933-1942? Gibt es einen verbindenden gelehrten Habitus dieser Einrichtung? Die Geschichte der Hochschule fällt mit der Blütezeit sowie dem anschließenden Verfall der deutschen Wissenschaft zusammen. Fassbar wird die Vertreibung des Geistes über die sinnlich-materielle Wirklichkeit, weshalb hier neben wissenschaftlichen Erzeugnissen gerade archivalische Quellen zum Tragen kommen.