Ressort Politik

Aufbruch ins Morgen. Biografische Skizzen zur jüdischen Malerin Lea Grundig (1906–1977)

2017–2020

Lea Grundig wurde in eine jüdische Einwandererfamilie in Dresden geboren. Sie war Malerin und Graphikerin, die sich Ende der 1920er-Jahre dem Kommunismus zuwandte und nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten verfolgt, verhaftet und verurteilt wurde. Es gelang ihrer Familie, sie Ende 1939 freizukaufen und ihr eine Überfahrt nach Palästina zu finanzieren. Hier lernte sie zügig Hebräisch, etablierte sich als erfolgreiche Kinderbuchillustratorin und lebte sich verhältnismäßig schnell in die sich auf die Staatsgründung vorbereitende Gesellschaft ein. Politisch aktiv und künstlerisch in Palästina anerkannt, überraschte Grundigs Rückkehr nach Dresden 1948. Als Grund dafür verweist sie selbst auf ihren Ehemann Hans Grundig, der die nationalsozialistische Herrschaft teils in Konzentrationslagern überlebte und in Dresden wohnte. In der DDR sah sie sich zunächst, wie auch andere aus der Westemigration Zurückgekehrte, Anfeindungen ausgesetzt. Doch es gelang ihr, als Hochschullehrerin zu arbeiten. Später wurde sie Mitglied der Akademie der Künste der DDR und von 1964 bis 1970 erste Präsidentin des Verbandes Bildender Künstler.

Das Projekt »Aufbruch ins Morgen. Biografische Skizzen zur jüdischen Malerin Lea Grundig (1906–1977)« will sich der Frau, Jüdin und Künstlerin in biografischen Skizzen nähern und die Frage beantworten, wie es ihr gelang, sich sowohl in Palästina, als auch in der DDR als Frau und Jüdin zu behaupten. Untersucht wird dabei die Rolle des Jüdischen, das Lea Grundig in den 1920er-Jahren abgelegt wissen wollte, sich aber in den Jahren der Emigration wieder aneignete. Zum anderen gilt es herauszufinden, ob und wie sie es vermochte, dieses neue Jüdische gegen den kommunistischen Führungsanspruch in der DDR, vertreten durch die SED, zu schützen. Die Beantwortung dieser Fragen erlaubt Erkenntnisse über jüdisches Leben unter kommunistischer Herrschaft im Allgemeinen und über jüdisches Leben in der DDR im Besonderen.