Ressort Politik

Ludwik Rozenberg (1895–1941): zwischen ukrainischen Nationalisten und Kommunisten

Im Fokus des Forschungsprojekts steht die Biografie von Ludwik Rozenberg (1895–1941), der während des Bestehens der Ukrainischen Volksrepublik (1917–1921) Mitkämpfer Ewgen Konowalezs (1891–1938) und anschließend Mitglied der Kommunistischen Partei der Westukraine war. Sein Leben stellt einen exzeptionellen Fall dar, der aus unterschiedlichen Perspektiven untersucht werden muss: Erstens handelt es sich um die jüdisch-ukrainische Zusammenarbeit während der ukrainischen Volksrepublik (ukrainisch UNR); zweitens war er Mitglied der Kommunistischen Partei der Westukraine (ukrainisch KPZU), die als Teil der Kommunistischen Partei Polens dem Druck der Komintern und des Zentralkomitees der kommunistischen Partei der Ukraine der Bolschewiki ausgesetzt war. Drittens spiegelt Rozenbergs Schicksal nicht nur die dramatische Geschichte von jüdischen Flüchtlingen in der Sowjetunion in der Anfangsphase des Zweiten Weltkrieges wider, sondern auch die Gewaltpolitik des stalinistischen NKWD (Volkskommissariat für innere Angelegenheiten).

Das Forschungsprojekt geht davon aus, dass die Biografie Rozenbergs auf ganz exemplarische Weise militärische und politische Konstellationen im mittleren und östlichen Europa im höchst brisanten Zeitraum zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg offen legt. Ebenso ist das Leben Rozenbergs ein Fallbeispiel für die Verflechtungsgeschichte der Nationsbildungsprozesse in den multinationalen Grenzregionen des östlichen Europas, in denen Juden eine Minderheit bildeten.