Wintersemester 2021/2022
Juden im faschistischen Italien
Do, 11.15–12.45 Uhr
Start: 14. Oktober 2021
Ort: Dubnow-Institut, Goldschmidtstr. 28, Leipzig; Präsenzveranstaltung mit digitalen Anteilen
Seminarsprache: Deutsch
Das Verhältnis des faschistischen Italiens zu seinen jüdischen Einwohnern war ambivalent. Sie genossen zunächst die vollen staatsbürgerlichen Rechte; viele von ihnen traten der faschistischen Partei, dem Partito Nazionale Fascista (PNF), bei. Während die jüdische Bevölkerung um die Jahrhundertwende nur 0,1 Prozent der italienischen Gesamtbevölkerung ausmachte, war der Anteil von Juden im PNF dreimal so hoch. Mit der Verabschiedung der italienischen Rassegesetze 1938 veränderte sich diese Politik. Im Zuge der weiteren Annäherung Italiens an das nationalsozialistische Deutschland verstärkten sich die von Anfang an in der faschistischen Bewegung bestehenden antisemitischen Tendenzen; Juden wurden fortan diskriminiert und aus der Partei ausgeschlossen. Die systematischen Deportationen in die Vernichtungslager begannen gleichwohl erst nach der Besetzung des nördlichen und mittleren Italiens durch die Deutschen. Darüber hinaus war nicht nur der Anteil von Juden im PNF überproportional groß, sondern auch die Zahl der italienischen Juden, die in der Resistenza, der französischen Résistance oder in den alliierten Streitkräften gegen den Faschismus und die Deutschen kämpften. Im Rahmen des Seminars soll diesen gegenläufig erscheinenden Entwicklungen, ihren historischen, politischen und sozialen Hintergründen nachgegangen werden. Zu diesem Zweck soll nicht zuletzt bis in die Zeit des Risorgimento, der italienischen Nationalstaatsbewegung im 19. Jahrhundert, zurückgegangen werden. Deutschland wird regelmäßig als Referenzgröße herangezogen, um auf diese Weise sowohl den Blick für die deutschen als auch die italienischen Entwicklungen zu schärfen.
Literatur:
Eine Literaturliste wird zu Beginn des Seminars zur Verfügung gestellt.
Geöffnet für Seniorenstudium: nein
Begrenzung der Teilnehmerzahl: 15