What Did We not Know about the Kielce Pogrom until Now?
Notes on the Research for the New Monograph "Cursed. A Social Portrait of the Kielce Pogrom"
Digitaler Vortrag von Prof. Dr. Joanna Tokarska-Bakir (Polish Academy of Sciences, Warsaw)im Rahmen der Vortragsreihe »Leben im Land der Toten. Juden in Polen unmittelbar nach dem Holocaust« am Donnerstag, 25. Januar 2024, 17.15 Uhr.
Selbstbestimmung und Gewalt, Trauma und Neuanfang, Wiederaufbau und Emigration – jüdisches Leben in Polen unmittelbar nach dem Holocaust war voller Ambivalenzen und widersprüchlicher Erfahrungen. Orte, in denen es bis zum Krieg große jüdische Gemeinschaften gegeben hatte, waren nun geprägt von Zerstörung, Verlust und Leere. Die Ruinenlandschaft im Zentrum Warschaus auf dem Gebiet des ehemaligen Ghettos wurde hierfür zum Sinnbild.
Trotzdem entstand in Dzierżoniów und anderen ehemals deutschen Städten in Niederschlesien für wenige Jahre ein recht selbstbestimmtes jüdisches Leben. Überlebende und Rückkehrer aus der Sowjetunion siedelten sich hier an, ermuntert von der polnischen Regierung. Zeitgleich wurden im 300 km östlich gelegenen Kielce am 4. Juli 1946 vierzig polnische Juden ermordet und achtzig teils schwer verletzt. Aus Angst vor weiterer Gewalt flohen viele Jüdinnen und Juden aus Polen.
In der im Jüdischen Historischen Institut in Warschau überlieferten fotografischen Sammlung finden sich zahlreiche Bestände, die diese ambivalente Zeit spiegeln. Ab Mitte Dezember 2023 zeigt die Ausstellung »Der bestimmende Blick« im Leipziger Dubnow-Institut hieraus Fotografien und fragt nach deren Entstehung, Leerstellen, ihrer Wirkung sowie ihrer Überlieferung und danach, wie diese Bilder unsere Vorstellungen über jüdisches Leben im Nachkriegspolen bis heute prägen. Das Kolloquium gibt Einblick in den historischen Kontext.
Donnerstag, 25. Januar 2024, 17.15 Uhr
digital