Przy planty 7/9 / Bogdans Reise
Filmvorführung im Begleitprogramm der Ausstellung »Der bestimmende Blick«
Das größte Pogrom im Nachkriegspolen fand am 4. Juli 1946 in der mittelpolnischen Stadt Kielce statt. Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt töteten damals über 40 Holocaustüberlebende, 80 weitere wurden verletzt. Die Nachricht von den Übergriffen ließ Tausende Jüdinnen und Juden aus dem Land flüchten. Im kommunistischen Polen wurde das Massaker totgeschwiegen – aber es wurde nie vergessen.
Nach 1989, in einem freien Polen, beginnt der polnische Katholik Bogdan Białek, ein Journalist und Psychologe, offen über die Ereignisse von 1946 zu sprechen. Mit großem Engagement bringt er in jahrelanger Kleinarbeit die Einwohnerinnen und Einwohner seiner Heimatstadt dazu, sich ihrer schmerzhaften Vergangenheit zu stellen. Anfangs als Einzelkämpfer, später mit immer mehr Verbündeten kämpft er gegen Vorurteile, initiiert Debatten und Bildungsinitiativen und knüpft Verbindungen zwischen den heutigen Einwohnerinnen und Einwohnern von Kielce sowie Jüdinnen und Juden, welche einst in der Stadt gelebt haben.
Über zehn Jahre lang folgt der Film Białeks nicht immer geradlinigen Wegen durch Polen, Israel und die USA. Ein polnischer katholischer und ein amerikanischer jüdischer Regisseur erzählen gemeinsam die Geschichte eines Mannes, der aufopferungsvoll dafür kämpft, die Erinnerung würdig zu bewahren und »die Wahrheit mit Liebe auszusprechen.«
Als Vor- oder Nachbereitung zum Film besteht die Möglichkeit, die Ausstellung »Der bestimmende Blick. Jüdisches Leben im Nachkriegspolen« im Dubnow-Institut (Goldschmidtstr. 28, 04103 Leipzig) zu besichtigen. Kostenlose Führungen finden am Mittwoch, dem 4. September 2024, um 18 Uhr sowie am Donnerstag, dem 5. September 2024, um 11 Uhr statt.
Mittwoch, 4. September 2024, 20 Uhr
Polnisches Institut, Markt 10, 04109 Leipzig
Begrüßung und Gespräch im Anschluss an den Film: Dr. Monika Heinemann (Dubnow-Institut) und Rainer Mende (Polnisches Institut)
Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow