Grenzland-Erfahrungen. Die ukrainische Nationsbildung und die Juden
19. Simon-Dubnow-Vorlesung
Nationalbewusstsein und Nationsbildung entsteht in der Abgrenzung von »Anderen«. Als solche »Andere« nahmen Ukrainer schon vor der Nationalisierung Juden wahr, die als Begleiter/Verwalter der Polen seit dem 13. Jahrhundert, weiter östlich seit 1569 ins Land kamen. Als dann der Nationalismus um sich griff, galten Juden als ökonomische und politische Verbündete der dominierenden russischen und polnischen Kulturgruppen. In Verbindung mit den »üblichen« Anschuldigungen entwickelte sich daraus im 20. Jahrhundert, als auch noch der Bolschewismus-Verdacht dazu kam, ein weit verbreiteter (wenngleich keineswegs alle umfassender) Antisemitismus, der unter den Bedingungen der deutschen Okkupation in den Augen der Schoah-Opfer die Ukrainer als die schlimmsten Unterstützer der Nationalsozialisten erscheinen ließ. Wo dies zutraf und wo nicht, wird im Rahmen der 19. Simon-Dubnow-Vorlesung dargestellt und begründet. Damit wird ein Beitrag zur Bewertung von Nationalismus geleistet, der – entsprechend modifiziert – auch auf andere Konstellationen angewendet werden kann.
15. November 2018
Alte Handelsbörse Leipzig
Grußwort: Beate A. Schücking, Rektorin der Universität Leipzig
Einführung: Yfaat Weiss, Direktorin des Dubnow-Instituts
Die Simon-Dubnow-Vorlesung wird finanziert durch die Fritz Thyssen Stiftung.