Die Überlebenden vor Gericht. Auschwitz-Häftlinge als Zeugen in NS-Prozessen (1950–1976)
Lesung und Gespräch im Rahmen von »Leipzig liest«
Schon in der frühen Nachkriegszeit wurden die Verbrechen des Nationalsozialismus im Rahmen von Strafverfahren detailliert verhandelt. Vielfach waren es allein die Holocaust-Überlebenden und ehemaligen KZ-Häftlinge, die mit ihren Aussagen die Grundlage für die Überführung der Angeklagten legten. Zugleich waren sie oft massivem Misstrauen der deutschen Juristen ausgesetzt, die die Überlebenden für zu parteiisch hielten, um objektiv Zeugnis abzulegen. Der Medienhistoriker Axel Doßmann (Berlin/Jena) diskutiert im Gespräch mit der Historikerin und Buchautorin Katharina Stengel (Frankfurt am Main) am Beispiel der Auschwitz-Prozesse aus drei Jahrzehnten die Rolle und Bedeutung der Opfer für die NS-Prozesse, wie die Juristen mit ihnen und ihren schwer fassbaren Berichten umgingen, wie die Zeuginnen und Zeugen selbst vor Gericht agierten, welche Anliegen sie verfolgten und welche Schlüsse sie aus ihren Erfahrungen zogen. Dabei werden unterschiedliche theoretische Konzeptionen von Zeugenschaft mit den Selbstauskünften der Überlebenden in Bezug gesetzt.
Mittwoch, 26. April 2023, 18 Uhr
Bundesverwaltungsgericht, Sitzungssaal 5
in Kooperation mit Brill Deutschland – Vandenhoeck & Ruprecht/Böhlau Verlag