toldot. Essays zur jüdischen Geschichte & Kultur

Band 3

Luftmenschen

Zur Geschichte einer Metapher

Mit einem Vorwort von Dan Diner

toldot, Luftmenschen, 2008

In der Alltagssprache verweist »Luft« auf das Unsichtbare, Unstete, Irreal-Phantastische. Historisch fand die Vorstellung vom »Luftmenschen« in einem überraschend breiten, wenig erforschten Diskurs um 1900 Resonanz. Vor allem die Wahrnehmung jüdischer Existenz in der Moderne wurde derart bebildert. Dafür schien die diasporische Lebensrealität der Juden ebenso zu sprechen wie die notorisch kritisierte soziale Verortung, bestimmte Berufsmuster oder andere als »typisch jüdisch« wahrgenommene Gemeinsamkeiten. Aber auch ganz allgemeine Phänomene der Zeit wie Migration und Verstädterung wurden mit der Metapher vom »Luftmenschen« kritisch von vermeintlich natürlicher Verwurzelung abgerückt.

Nicolas Bergs Geschichtsessay über Entstehung und Bedeutungswandel der Metapher Luftmensch geht diesen Zusammenhängen von symbolischer Rede und essentialistisch interpretierter Realität in ganz unterschiedlichen Kontexten nach. Anhand von Beispielen aus Theologie, Philosophie, Ökonomie, Wissenschaft und Literatur wird deutlich, wie sich die Kennzeichnung jüdischer Existenz als »Luftvolk« von der Selbstironie ihrer Begriffsursprünge löste, immer stärker in das Arsenal antisemitischer Polemik einwanderte und schließlich zu einer Begründungsfigur der gegen Juden gerichteten Politik um »Lebensraum« werden konnte.

245 Seiten, kartoniert

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008

2., durchgesehene Aufl., 2014

240 Seiten, kartoniert

ISBN: 978-3-525-35092-8
Preis: 20,00 € (D)
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ISBN (E-Book): 978-3-647-35092-9
Preis: 16,99 € (D)
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Rezensionen

Rebekka Denz, in: David. Jüdische Kulturzeitschrift 82 (2009), 109.

Daniel Ristau, in: Medaon. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 3 (2009), H. 5.

Galili Shahar, in: Central European History 42 (2009), 761–763.