Pressemitteilung

8. April 2024

Das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos

Gespräch mit Andrea Löw am 18. April, 17 Uhr im Dubnow-Institut, Leipzig

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Das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos und dessen Potentiale für Forschung und Vermittlung stellt Andrea Löw am Donnerstag, 18. April 2024, 17 Uhr im Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow vor.Die Veranstaltung findet statt im Begleitprogramm der Ausstellung »Der bestimmende Blick. Bilder jüdischen Lebens im Nachkriegspolen«.

Im September 1946 wurde in den Ruinen Warschaus der erste Teil des sogenannten Ringelblum-Archivs entdeckt. Das einzigartige Material hatte eine Untergrundgruppe, die sich »Oyneg Shabes« nannte, unter der Leitung des Historikers Emanuel Ringelblum im Ghetto zusammengestellt. Im Bewusstsein der beispiellosen Verbrechen um sie herum, sammelten ihre Mitglieder vielfältige Dokumente und sicherten damit Beweise für die Nachwelt. Das Archiv, das sie 1942 und 1943 vergruben, ist eine der wichtigsten Sammlungen zu jüdischem Leben und Sterben während des Holocaust. Es enthält persönliche Berichte von Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und sozialer Hintergründe, statistische und organisatorische Daten, offizielle deutsche Unterlagen sowie zahlreiche weitere Materialien. Der zweite Teil des Archivs wurde 1950 gefunden.

Zugleich ist die im Warschauer Jüdischen Historischen Institut verwahrte Sammlung ein bedeutendes Beispiel jüdischer Selbstbehauptung während des Holocaust. Sie steht für einen der ersten Versuche, die Ermordung der Jüdinnen und Juden Europas im Moment des Geschehens selbst zu dokumentieren und zu bewahren. Dennoch ist das Archiv in Deutschland jenseits der akademischen Forschung kaum bekannt.

Am Vorabend des 81. Jahrestags des Warschauer Ghettoaufstands stellt Andrea Löw (Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München) in einem Impulsvortrag die Inhalte des Archivs sowie das Potential seiner Quellen für Forschung, Vermittlung und Erinnerung vor. Im Anschluss geht sie im Gespräch mit Monika Heinemann und Julia Roos (beide Dubnow-Institut, Leipzig) der Frage nach, warum es relevant ist, nach der Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte von Dokumenten, darunter Fotografien, zu fragen und welche Perspektiven dieser einzigartige Bestand eröffnet.