Ressort Recht

Nathan Feinberg und seine Zeitgenossen:

Jüdische Völkerrechtler und die Bedingungen von Souveränität

Das Projekt fragt nach den Ursprüngen, Bedingungen und Entwicklungen nationaljüdischer Auseinandersetzung mit dem Völkerrecht im 20. Jahrhundert. Es geht den Lebensläufen, der Politik und den Arbeiten jüdischer Völkerrechtler nach, die zugleich aktiv für die jüdische Nation eintraten. Im Fokus steht dabei Nathan Feinberg (1895–1988) — der erste Professor für internationales Recht in Israel. Das Projekt zeigt auf, dass neben einer kosmopolitischen Kritik jüdischer Völkerrechtsgelehrter am Konzept der Souveränität schon vor der Staatsgründung Israels 1948 ein konkurrierendes jüdisches Völkerrechtsprojekt existierte, in dem über die Bedingungen von Souveränität reflektiert wurde.

Letzteres nahm eine zentrale Position in den Überlegungen derjenigen Völkerrechtler ein, die ein nationaljüdisches Selbstverständnis vertraten und ihre politische und ideologische Agenda mit dem Dogma ihrer Profession in Einklang bringen mussten, dass allein Staaten Souveränität besitzen können. Für sie bot der Kampf um Souveränität sowohl einen Weg zur als auch ein Hindernis für die Emanzipation.

Das ständige Ringen Feinbergs und seiner gleichgesinnten Zeitgenossen mit dem Konzept der Souveränität brachte einen reichhaltigen, aber bisher unerforschten Korpus theoretischer Auseinandersetzungen hervor, die die jüdische Einstellung zum Völkerrecht, zu Diplomatie und politischer Praxis formten und eine bleibende, bisher unbeachtete Prägung in Theorie, Doktrin und Umsetzung des Völkerrechts hinterließen.

 

Das Projekt wird finanziert durch die Israel Science Foundation Grant 1380/19.