Zweierlei Zugehörigkeit. Der jüdische Kommunist Leo Zuckermann und der Holocaust
Buchvorstellung mit Philipp Graf
Im Reichstagsbrandprozess, der von September bis Dezember 1933 im Gebäude des heutigen Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig verhandelt wurde, wirkte der Staatsrechtler Leo Zuckermann (1908‒1985) als Rechtsberater im Verteidigungskomitee für den Angeklagten Georgi Dimitroff. Der Historiker Philipp Graf hat dem jüdischen Juristen und hochrangigen SED-Funktionär nun eine Monografie gewidmet, in der er den politischen Konversionen dieser schillernden Figur nachgeht. War Zuckermann der Öffentlichkeit bislang vorrangig als Mitglied der sogenannten Merker-Gruppe im mexikanischen Exil bzw. wegen seiner aufsehenerregenden Flucht aus der DDR im Dezember 1952 bekannt, zeichnet die Studie das Bild eines Juristen, der angesichts der Nachrichten vom Holocaust eine für Kommunisten bemerkenswerte Wandlung vollzog: Zwischen Zweitem Weltkrieg und Beginn des Ost-West-Konflikts setzte sich Zuckermann für die Rechte der Juden als Kollektiv ein, befürwortete die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina wie auch die Restitution des von den Nazis geraubten Vermögens. Am historischen Ort diskutiert der Historiker Lutz Fiedler (Potsdam) mit dem Autor Philipp Graf (Leipzig) über Zuckermanns Wirken in der DDR, die Gründe für dessen politische Konversionen und deren Bedeutung für die Wahrnehmung des Holocaust durch die deutschsprachige Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung.
Moderation: Lutz Fiedler
Donnerstag, 21. März 2024, 18 Uhr
Bundesverwaltungsgericht, Leipzig