Kolloquium

Vortragsreihe: Sprachkritik als Geschichtsphilosophie im frühen 20. Jahrhundert

Dozenten:
Dr. Nicolas Berg
Dr. Elisabeth Gallas​​​​​​​
Forschungskolloquium
Zeit: Donnerstag, 17:15–18:45 Uhr (vierzehntägig)
Beginn: 18. Oktober 2018

Das Kolloquium nähert sich der Sprachkritik auf grundsätzliche Weise: Im Schnittbereich von politischer Zeitdiagnostik und allgemeiner philosophischer Essayistik bildet sie um 1900 eine regelrechte wissenssoziologische Disziplin aus, die mit Sprachwissenschaft im engeren Sinne kaum etwas zu tun hat; vielmehr entwirft sie im Rekurs auf Sprache ein skeptisches Geschichtsbild. Ob sich hier ein eigenständiges Untergenre der Geschichtsphilosophie zu erkennen gibt, das als Sprachdenken sichtbar wird, ist das Erkenntnisinteresse des Kolloquiums. Es verdankt sich auch der Tatsache, dass sich im Kanon der modernen Sprachkritik auffällig viele jüdische Intellektuelle finden, unter ihnen Moritz Lazarus, Hermann Steinthal, Fritz Mauthner, Gustav Landauer, Karl Kraus, Alfred Kerr, Walter Benjamin und Victor Klemperer.

Die Vorträge gehen der Frage nach, inwiefern sich für diese Autoren im frühen 20. Jahrhundert Sprachreflexionen anboten, um die bedrohliche Seite der Moderne in Worte zu fassen und damit gleichzeitig Zugehörigkeit und das eigene Selbstverständnis zu reflektieren. Die Veranstaltung bietet die Möglichkeit, über beides nachzudenken: über einzelne Argumente der klassischen Sprachkritik und über das im Rückblick beeindruckende Vertrauen darauf, mit dem Nachdenken über die Gefahren falscher Sprache eine prekär gewordene politische Gegenwart reformieren zu können.

 

Vorträge:

18. Oktober 2018
Carolin Kosuch (Göttingen)
Mauthner liest Mendelssohn: Zur Genese der modernen Sprachkritik

22. November 2018
Galili Shahar (Tel Aviv)
Franz Kafka: Jargon and the Critique of Language

13. Dezember 2018
Arno Dusini (Wien)
Karl Kraus und die Sprache

10. Januar 2019
Gerald Hartung (Wuppertal)
Simmel und die Sprachkritik um 1900

31. Januar 2019
Heidrun Kämper (Mannheim)
Die Sprache lügt nicht – Victor Klemperer

14. Februar 2019
Sylvia Asmus (Frankfurt am Main)
Sprache und Sprachverlust im Exil

Referentinnen und Referenten

Dr. Sylvia Asmus, Deutsches Exilarchiv 1933–1945, Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main | Prof. Dr. Arno Dusini, Universität Wien | Prof. Dr. Gerald Hartung, Bergische Universität Wuppertal | Prof. Dr. Heidrun Kämper, Institut für Deutsche Sprache, Mannheim | Dr. Carolin Kosuch, GeorgAugust-Universität Göttingen | Prof. Dr. Galili Shahar, Tel Aviv University/ Minerva Institute for German History, Tel Aviv

18. Oktober 2018 bis 14. Februar 2019, donnerstags 17.15 Uhr
Dubnow-Institut