Von Wilna nach New York: Das YIVO-Institut und der steinige Boden Amerikas
Vortrag mit Markus Krah (Berlin) im Rahmen der digitalen Vortragsreihe »Transnationale Verschränkungen – Jüdische Institutionen im 19. und 20. Jahrhundert«
Institutionen eröffnen Handlungsräume und stiften Kontinuität. Dabei steht jedoch – mit Adorno gesprochen – ihre Funktion zur Disposition, die nicht nur der eigenen handlungsleitenden Idee, sondern auch dem Interesse der eigenen Perpetuierung folgt. Angelehnt an eine Institutionengeschichte, die nicht nur nach Strukturen, sondern gleichsam nach Aushandlungsprozessen fragt, soll eine Bandbreite jüdischer Institutionen in den Blick genommen werden. Mit dem Ende der korporativen Struktur jüdischer Gemeinden setzte im langen 19. Jahrhundert eine Institutionalisierungsphase ein, die eine Reihe von politischen, kulturellen und religiösen Vereinigungen sowie Interessenvertretungen hervorbrachte, die angesichts ihres diasporischen und deterritorialen Kontextes eine besondere Bedeutung für die Handlungsräume und -möglichkeiten jüdischer Akteure einnahmen. Mit der Gründung des Staates Israel wandelte sich diese Kondition, behält für die Diaspora jedoch auch im 20. Jahrhundert weiterhin Geltung. Im Forschungskolloquium im Wintersemester 2017/18 wird jener Spannung von nationalen Traditionsbeständen und transnationalen Strukturen für wichtige jüdische Institutionen nachgegangen.
31. Januar 2018, 17.15 Uhr
Dubnow-Institut