Das jüdische Jahrhundert
Aus dem Englischen von Michael Adrian, Bettina Engels und Nikolaus Gramm
Mit einem Vorwort von Dan Diner
Mit »Das jüdische Jahrhundert« hat Yuri Slezkine ein Meisterwerk der historischen Essayistik vorgelegt. Er verbindet historische und anthropologische Ansätze, indem er die Frage nach dem Verhältnis von Judentum und Moderne universalisiert. Dabei bezeichnet er den Habitus jüdischer Lebenswelten als »merkurianisch«, den der agrarischen Bevölkerung als »apollonisch«. Im Zuge der Moderne, so Slezkine, verwandelten sich immer mehr Menschen in Merkurianer, sie werden gleichsam zu »Juden«.
Von diesen Fragestellungen und Metaphorisierungen der Soziologie um 1900 ausgehend zeigt das Buch die Alternativen auf, die den Juden um diese Zeit offen standen. Dabei rückt das revolutionäre Russland in den Mittelpunkt der Analyse. Die große Leistung Slezkines ist es, in einer sowohl nüchternen als auch ironischen Weise die Präsenz von Juden in den zentralen Bereichen des Sowjetregimes zu erklären. Er verweist auf die Attribute ihrer Modernität, ohne dem antisemitischen Diskurs über Juden und Bolschewismus zu folgen.
Sozial-, Mentalitäts- und Literaturgeschichte verbindend gelingt es Slezkine, die paradigmatische jüdische Erfahrung im 20. Jahrhundert provokant und spannend nachzuzeichnen.
Ein Kapitel des Buches erschien bereits als Toldot-Band unter dem Titel »Paradoxe Moderne«.
Der Autor
Yuri Slezkine ist Professor für Russische Geschichte an der University of Berkeley, California.
Zu allen am Dubnow-Institut erschienen Monografien
422 Seiten, gebunden
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
2. Aufl., 2007
ISBN: 978-3-525-36290-7
Preis: 32,00 € (D)
Vergriffen