Pressemitteilung

16. März 2023

Konferenz zum Warschauer Ghettoaufstand in Leipzig sowie digital

Looking at the Ghetto… The Warsaw Ghetto Uprising: Eighty Years in Retrospect

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An den Aufstand im Warschauer Ghetto vor 80 Jahren erinnert die internationale Konferenz »Looking at the Ghetto ...«. Diese findet vom 17. bis 19. April 2023 in Leipzig und im digitalen Raum statt. Die Vorträge werden auf Deutsch und Englisch gehalten und je simultan übersetzt. Auf dem Programm stehen zudem ein Konzert und eine Lesung; den Hauptvortrag hält der renommierte Historiker Jan Tomasz Gross. Für die Tagung kooperiert das Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow, Leipzig mit zahlreichen Partnern aus dem In- und Ausland, insbesondere aus Polen und Israel. Die Konferenz wird finanziert von der Alfred Landecker Foundation.

Am 19. April vor 80 Jahren erhoben sich im Ghetto, das im Zentrum Warschaus errichtet worden war, unzureichend bewaffnete Juden, um eine Deportation in die Vernichtungslager zu verhindern. Sie lieferten der deutschen Besatzungsmacht mehrere Wochen lang erbitterte Kämpfe. Bei der Niederschlagung zerstörten die Deutschen das Ghetto vollständig und ermordeten einen Großteil der dort verbliebenen Personen. 

Bereits unmittelbar danach setzte eine durchaus kontroverse Erinnerung an den Aufstand ein. 1948 wurde auf den Ruinen des Warschauer Ghettos ein Denkmal eingeweiht. In Deutschland bekannt ist dieses durch den Kniefall Willy Brandts während seines Staatsbesuchs in Polen 1970. In Israel entstand eine Kontroverse über die Bedeutung von Heldentum zwischen Überlebenskampf und aktivem Widerstand. Das Erbe des Aufstandes wurde zum Streitpunkt, sowohl unter Juden als auch unter Nichtjuden, zwischen rivalisierenden politischen, sozialen und nationalen Gruppen und in verschiedenen Sprachen und kulturellen Kontexten.

80 Jahre später bringt die Konferenz in Leipzig das historische Ereignis und die Erinnerung daran zusammen. Dabei werden größere Fragen zu Universalismus und Partikularismus, Nationalisierung und Akkulturation, Erfahrung und Erinnerung aufgeworfen, die die Zerstörung von Gewissheiten, die Transformation des jüdischen Selbstverständnisses und den Charakter des Ghettos als Transitort zwischen Leben und Tod betreffen.