7. April 2022
Interdisziplinäre Ringvorlesung zu Literatur, Kultur und Geschichte der Ukraine
Die kulturwissenschaftliche Perspektive auf die Ukraine steht im Mittelpunkt einer interdisziplinären Ringvorlesung, die sowohl für das Sommersemester, als auch das kommende Wintersemester konzipiert ist. Im Fokus der Veranstaltungen unter dem Motto »Wir halten es für fahrlässig, über uns zu schweigen« rücken im Sommersemester die Kultur, Literatur und jüdische Traditionen der Ukraine.
»Insbesondere die Prozesse der kollektiven Identitätsbildung der Ukraine, die Wahrnehmung der Ukraine durch andere Kulturen und ihre mediale Repräsentation sind Themen unserer Vorlesungsreihe«, so Juniorprofessorin Dr. Anna Artwinska, Direktorin des Instituts für Slavistik der Universität Leipzig. »Wir wollen mit dieser Ringvorlesung die Forschung zur Ukraine sichtbarer machen, gängigen Klischees über die Ukraine entgegentreten und einer breiten Öffentlichkeit so die Möglichkeit geben, die ukrainische Literatur und Kultur kennenzulernen.« »Auch die Rolle des Jüdischen in der Kultur wollen wir sichtbar machen«, ergänzt Dr. Jan Gerber vom Dubnow-Institut: »Vor dem Holocaust kam ein Drittel der städtischen Bevölkerung in der Ukraine aus jüdischen Familien; in der kurzlebigen ukrainischen Volksrepublik (1917–1920) war das Jiddische neben dem Ukrainischen und dem Russischen Staatssprache.«
Und schließlich hat die gesamte Veranstaltungsreihe eine Botschaft: »Eine Ringvorlesung ist die Art der Intervention, welche wir als Wissenschaftler:innen am besten leisten können. Es ist unsere Form des – akademischen – Protests gegen den russischen Angriffskrieg und der Solidarität mit der Ukraine«, so Artwinska. Die Veranstalter: innen wollen einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass auch im Sommer- und im Wintersemester noch über die Ukraine gesprochen werde, wenn die öffentliche Aufmerksamkeit möglicherweise schon wieder nachgelassen hat. Und sie würden sich freuen, wenn auch Schüler:innen den einen oder anderen Vortrag besuchen.
Die Ringvorlesung wird durch ein Bild des jüdischen Malers Issachar Ber Ryback (1897–1935) illustriert. Es ist eine avantgardistische Impression über eine Katastrophe, möglicherweise über ein Pogrom. »Mit dem Bild wollen wir zeigen, dass die Ukraine nicht nur ein Land der Tradition, sondern auch der Moderne ist. Ber Rybach war ein Vertreter der künstlerischen Avantgarde, die gerade in der Ukraine des frühen 20. Jahrhunderts eine große Ausstrahlungskraft hatte«, hebt Juniorprofessorin Dr. Anna Artwinska hervor.
Den Auftakt der Reihe »Wir halten es für fahrlässig, über uns zu schweigen« bildet am 14. April »Eine Brücke aus Papier – Deutsch-ukrainische Schriftstellertreffen«, Referentin ist Prof. Dr. Kerstin Preiwuß vom Deutschen Literaturinstitut an der Universität Leipzig. Die Rektorin der Universität, Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, wird ein Grußwort halten, der ukrainische Botschafter in Deutschland, Dr. Andrij Melnyk, ist für diese Veranstaltung angefragt.
Ort: Vortragsraum der Bibliotheca Albertina, Beethovenstraße 6
Zeit: 14. April 2022, 17 Uhr
Für das Sommersemester wird die Ringvorlesung mit einer Podiumsdiskussion mit ukrainischen Wissenschaftler:innen beschlossen. Für das Wintersemester 2022/23 zeichnen das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) und das Historische Seminar der Universität Leipzig verantwortlich.