Akademieprojekt

Amerikanische Diplomatie und jüdische Philanthropie:

Das Wirken Henry Morgenthaus Sen. zwischen 1913 und 1924

Das Forschungs- und Editionsprojekt erschließt das Handeln des US-amerikanischen Diplomaten Henry Morgenthau sen. (1856–1946). Das Ziel ist die Erstellung einer Edition, deren Quellenteil entlang wesentlicher Stationen seines Wirkens gegliedert ist. Darin wird der Frage nachgegangen, wie sich die Emanzipationserfahrung seiner amerikanisch-jüdischen Biographie auf sein diplomatisches Agieren angesichts ethnischer Homogenisierungen als Konsequenz der zerfallenden Vielvölkerreiche auswirkte.

Morgenthau, geboren in Mannheim, lebte nach der Emigration seiner Familie seit 1866 in New York, studierte Jura und verdiente als Immobilienmakler ein Vermögen. 1905 zog er sich langsam aus dem Geschäft zurück, um sich philanthropischen und politischen Projekten zu widmen. Woodrow Wilson bedachte ihn mit dem Botschafterposten im Osmanischen Reich und ernannte ihn während der Pariser Friedenskonferenz in Reaktion auf das Pogrom von Pinsk zum Leiter einer Mission, die die Lage und Aussichten der Juden in Polen untersuchte. Zu Beginn der 1920er Jahre leitete er für den Völkerbund die Greek Refugee Settlement Commission, die von Athen aus einen gigantischen Bevölkerungs­austausch griechischer Muslime und kleinasiatischer Christen organisierte.