Schriften des Simon-Dubnow-Instituts

Band 26

Ein Prozess in Prag

Das Volk gegen Rudolf Slánský und Genossen

Schriftenreihe, Ein Prozess in Prag, 2016

Im November 1952 fand in Prag der größte und letzte stalinistische Schauprozess statt. Rudolf Slánský und dreizehn weitere hochrangige Funktionäre des Partei- und Staatsapparats der Tschechoslowakei wurden angeklagt, sich gegen die volksdemokratische Ordnung verschworen zu haben. Elf von ihnen wurden hingerichtet, drei erhielten lebenslange Freiheitsstrafen. Das Slánský-Tribunal unterschied sich durch die Anzahl der Todesurteile und durch seine offen antisemitische Ausrichtung von den anderen stalinistischen Schauprozessen. Elf der Beschuldigten waren jüdischer Herkunft. Ausgehend von den Biografien der in Böhmen aufgewachsenen Schriftsteller Louis Fürnberg, Autor des Liedes »Die Partei, die Partei, die hat immer recht«, und F. C. Weiskopf untersucht Jan Gerber, warum Antifaschisten nur sieben Jahre nach der Befreiung von Auschwitz einen Prozess durchführten, in dem Juden als Juden angeklagt wurden. Zudem fragt er, weshalb dieser Prozess ausgerechnet in der Tschechoslowakei stattfand, die in der Zwischenkriegszeit als Insel der Demokratie und Toleranz gegolten hatte? Die Lebenswege Fürnbergs und Weiskopfs, die Anfang der 1950er Jahre in die Mühlen des Slánský-Tribunals gerieten und die Tschechoslowakei schließlich aus Angst vor Verfolgung in Richtung DDR verließen, zeigen, dass der Prozess nicht allein auf die Initiative Moskaus zurückging. In ihm fanden zugleich die Nationalitätenkonflikte der Zwischenkriegszeit eine weltanschaulich kodierte Fortsetzung.

296 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

2., durchgesehene Aufl. 2017

Göttingen/Bristol, Conn.: Vandenhoeck & Ruprecht, 2016

ISBN: 978-3-525-37047-6
Preis: 45,00 € (D)
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ISBN (E-Book): 978-3-647-37047-7
Preis: 37,99 € (D)
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Rezensionen

Jörn Schulz, in: Neues Deutschland, 30. August 2017, 14.

Ilko-Sascha Kowalczuk, in: Das Historisch-Politische Buch (2017), H. 2, 193–194.

Karl Pfeifer, in: Illustrierte Welt 2 (2017), 18.

Mathias Schütz, in: Einsicht 18. Bulletin des Fritz Bauer Instituts 18 (2017), 78.

Volker Zimmermann, in: sehepunkte 17 (2017), Nr. 6.