»Nacht der ermordeten Dichter«

Im August 2022 jährt sich zum 70. Mal die Hinrichtung einiger der prominentesten Vertreter der in der Sowjetunion zunächst geförderten, doch seit Ende der 1920er Jahre zunehmend kritisch betrachteten jiddischen Literatur. Die »Nacht der ermordeten Dichter« als Ausgangspunkt nehmend, beleuchtet das Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow in seiner Jahreskonferenz das Werden und Vergehen der sowjetischen jiddischen Literatur. Die internationale Tagung findet vom 27. bis 29. Juni 2022 in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL), Berlin, und der Professur für Slavisch-Jüdische Studien der Universität Regensburg (UR) im Literaturhaus Leipzig/Haus des Buches statt.

Die interdisziplinäre Konferenz befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung der sowjetischen jiddischen Literatur und Kultur seit der Oktoberrevolution sowie mit ihrem Fortbestehen und Nachleben nach 1952. Fragen nach Zugehörigkeiten, gesellschaftlichen Homogenisierungsbestrebungen sowie dem Verhältnis von Universalismus und Partikularität versprechen neue Erkenntnisse für die Geschichte des östlichen Europa und seiner Judenheiten. Im Mittelpunkt stehen Dichter und Schriftsteller, die sich sowohl persönlich als auch künstlerisch im Spannungsverhältnis von Tradition und Moderne, jüdischer Zugehörigkeit und dem Bekenntnis zur Schaffung eines »neuen« sowjetischen Menschen bewegten.

Am Dienstag, den 28. Juni, 19.30 Uhr, nimmt die Lesung »Zug des Lebens« das Publikum mit in die bewegte Geschichte der sowjetischen jiddischen Literatur. Zu Gehör gebracht werden Gedichte und Prosaausschnitte der Lyriker Dovid Hofstein, Peretz Markisch, Lejb Kvitko und Itzik Fefer sowie des Prosaautors Dovid Bergelson, manche davon zum ersten Mal in deutscher Übersetzung. Die gelesenen Texte werden ergänzt um authentische Foto-, Audio- und Videomaterialien.

Anmeldung zur Jahreskonferenz bis zum 23. Juni an: antwort(at)dubnow.de

Teilnahme an der Abendveranstaltung »Zug des Lebens« ohne Anmeldung möglich.
Ort: Literaturhaus Leipzig/Haus des Buches, Eintritt frei