Kolloquium

Wintersemester 2018/2019

Sprachkritik als Geschichtsreflexion im frühen 20. Jahrhundert

Dozierende: Dr. Nicolas Berg/Dr. Elisabeth Gallas

Zeit: Do., 17.15–18.45 Uhr (vierzehntägig)

Start: 18. Oktober 2018

Ort: Dubnow-Institut, Goldschmidtstr. 28

Seminarsprache: Deutsch

Beschreibung: Das Kolloquium nähert sich der Sprachkritik auf grundsätzliche Weise: Im Schnittbereich von politischer Zeitdiagnostik und allgemeiner philosophischer Essayistik bildet sie im frühen 20. Jahrhundert eine regelrechte wissenssoziologische Disziplin aus, die mit Sprachwissenschaft im engeren Sinne kaum etwas zu tun hat; vielmehr entwirft sie im Rekurs auf Sprache ein skeptisches Geschichtsbild. Ob sich hier ein eigenständiges Untergenre von Geschichtsphilosophie zu erkennen gibt, das als Sprachdenken sichtbar wird, ist die Leitfrage des Kolloquiums. Sie ist verknüpft mit der Tatsache, dass sich im klassischen Kanon der modernen Sprachkritik mit Autoren wie M. Lazarus, H. Steinthal, F. Mauthner, G. Landauer, K. Kraus, L. Wittgenstein und W. Benjamin auffällig viele jüdische Intellektuelle finden. Die vorgesehenen Vorträge verfolgen die These, dass sich für jüdische Gelehrte und Intellektuelle im frühen 20. Jahrhundert Sprachreflexionen besonders anboten, um die bedrohliche Seite der Moderne in Worte zu fassen und damit gleichzeitig Fragen von Zugehörigkeit und Selbstverständnis zu erörtern. Die Veranstaltung bietet die Möglichkeit, über beides nachzudenken: Über einzelne Argumente der frühen Sprachkritik im Speziellen wie über das im Rückblick beeindruckende Vertrauen darauf, mit dem Nachdenken über die Gefahren falscher Sprache eine prekär gewordene politische Gegenwart reformieren zu können im Allgemeinen.

Prüfungsleistungen: Projektarbeit (6 Wochen) mit Präsentation (20 Min.)