Sommersemester 2021
Kolonialismus und Nationalsozialismus
Gillo Pontecorvos »Schlacht um Algier« (1966) als Beispiel
Zeit: Do., 13.15–14.45 Uhr
Start: 22. April 2021
Ort: digitale Veranstaltung, ggf. mit Präsenzanteilen
Seminarsprache: Deutsch
Beschreibung: In welchem Verhältnis stehen Kolonialismus und Nationalsozialismus? Gehört der Kolonialismus zur Vorgeschichte des Nationalsozialismus oder handelt es sich um voneinander unabhängige Entwicklungen? Und befindet sich die Erinnerung an den Nationalsozialismus in Konkurrenz zur Erinnerung an die Verbrechen des Kolonialismus? Diese Fragen werden nicht erst in den letzten Jahren diskutiert, sie wurden bereits in der Zeit der Dekolonisierung, die in den 1950er und 1960er Jahren sowohl im Rahmen als auch jenseits des Kalten Krieges stattfand, aufgeworfen. Insbesondere der Algerienkrieg forderte die politische und historische Urteilskraft heraus. Dazu trug nicht nur die unmittelbare zeitliche Nähe zum Zweiten Weltkrieg bei, sondern auch die Tatsache, dass auf beiden Seiten Personen kämpften, die nur wenige Jahre zuvor am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt waren. Zahlreiche Algerier, die bis 1945 in den Streitkräften des Freien Frankreichs gedient hatten, schlossen sich nach dem Zweiten Weltkrieg der nationalen Befreiungsbewegung Algeriens an; auf französischer Seite waren es nicht selten ehemalige Angehörige der Résistance, die für die Ausweitung der Befugnisse des Militärs und die systematisch betriebene Folter im Algerienkrieg verantwortlich waren.
Dieser komplizierten Konstellation soll im Seminar anhand von Gillo Pontecorvos berühmtem Film »Schlacht um Algier« von 1966 nachgegangen werden. Vermittelt über diese Ikone des antikolonialen Kinos soll der Spezifik der kolonialen Situation im Algerien der späten 1940er und 1950er Jahre, dem Verhältnis zum Kalten Krieg sowie den gegenläufigen Erfahrungen und Gedächtnissen nachgegangen werden, die sich im Algerienkrieg Geltung verschafften.
Lehrveranstaltung im Mastermodul 03-HIS-0407, Geschichte des 20. Jahrhunderts: Der Kampf zwischen Demokratie und Diktatur