Blockseminar

Sommersemester 2023

Ausstellen: Novemberpogrome 1938.

Das Ende der deutsch-jüdischen Epoche

Dozierende: Prof. Dr. Raphael Gross, Dagi Knellessen (Universität Leipzig; Deutsches Historisches Museum Berlin)

Einführung 28. April 2023 (11.15-12.45 Uhr, digital); 26. Mai 2023 (9.15-16.45 Uhr, in Präsenz); 9. Juni 2023 (9.15-16.45 Uhr, in Präsenz); Abschlussitzung 30. Juni 2023 (11.15-12.45 Uhr, digital)

Start: 28. April 2023

Dubnow-Institut, Goldschmidtstraße 28, Leipzig und digital

Seminarsprache: Deutsch

Das Jahr 1938 markierte für deutsche Jüdinnen und Juden einen fundamentalen Wendepunkt. Seit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 hatten sie Ausgrenzung sowie Entrechtung erfahren und sie waren unkoordinierten Boykottaktionen und Gewaltattacken ausgesetzt. Die Situation verschärfte sich mit jeder Etappe des unverhohlenen Expansionsstrebens Nazi-Deutschlands. Der »Anschluss« Österreichs im März 1938 und die Einverleibung des Sudetenlandes im Oktober 1938 waren von schweren Gewaltattacken gegen Juden begleitet. Der Auswanderungsdruck stieg im gesamten erweiterten NS-Herrschaftsbereich an, erste Vertreibungsaktionen setzten ein. In den Tagen um den 9. November 1938 kulminierte das Bedrohungsszenario in beispiellosen antisemitischen landesweiten Pogromen. Den Vorwand für die Gewaltexzesse lieferte den NS-Machthabern das Attentat des 17-jährigen polnischen Juden Herschel Feibel Grynszpan auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath in Paris. Die Novemberpogrome bildeten den Endpunkt der mit der Aufklärung einsetzenden deutsch-jüdischen Epoche.

Gegenstand des Seminars sind die dramatischen Ereignisse rund um den 9. November 1938 in Deutschland und Österreich, die direkten Auswirkungen auf die angegriffenen Jüdinnen und Juden und die Reaktionen auf die Pogrome im In- und Ausland. Ein zweiter Schwerpunkt richtet sich auf die Nachgeschichte ab 1945. Wann, wie und durch wen bildete sich die Erinnerung an die Novemberpogrome 1938 heraus? Und welchen Stellenwert hatte diese Zäsur, die als »Katastrophe vor der Katastrophe« in die jüdische Geschichte einging, in den beiden deutschen Nachfolgestaaten und in der wiedervereinigten Bundesrepublik?

Das Deutsche Historische Museum überlegt eine Ausstellung zur Geschichte und Nachgeschichte der Novemberpogrome 1938. Im Seminar sollen Ausstellungseinheiten entwickelt und grundsätzliche Fragen zur Darstellung von Gewalt und zum Umgang mit antisemitischen Bild- und Textquellen diskutiert werden.

Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft zur Entwicklung und Präsentation einer Ausstellungseinheit.

 

Literatur: Der Seminarreader wird zu Beginn des Semesters bereitgestellt.

 

für Seniorenstudium geöffnet: nein
Einschreibung: siehe zentraler Termin des Historischen Seminars
Prüfungsleistungen: Referat und Hausarbeit