Academy Project

Of Masks and Mimicry.

Jewish Acculturation on German Stages 1815–1914

Das Projekt widmet sich der theatralen Dimension jüdischer Existenz in Deutschland im 19. Jahrhundert. Die in den Emanzipationsdebatten oft geforderte Akkulturation der Juden beinhaltete insbesondere deren Angleichung in Sprache, Verhalten und äußerer Erscheinung. Während zahlreiche Juden diesen Anforderungen zu genügen suchten, bestritten ihre Gegner, dass sie überhaupt fähig dazu wären. Diese von tiefen Ambivalenzen geprägten Diskurse führten dazu, dass sich Juden im Alltag mitunter wie »auf einer Bühne« fühlten.

Die Studie untersucht, wie diese theatrale Dimension der Akkulturation in Theater und Publizistik verhandelt wurde. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts war die habituelle Angleichung Thema zahlreicher populärer Theaterstücke sowie öffentlicher Debatten, die mit dem Bildbereich des Theaters verknüpft waren. Sie bildete zudem das wesentliche Kriterium der Beurteilung jüdischer Schauspielerinnen und Schauspieler wie auch von Juden insgesamt. Antijüdische Theaterstücke popularisierten ein Bild von Juden, nach dem diese unfähig seien, bildungsbürgerlichen Verhaltensmaßstäben zu entsprechen, während judenfeindliche Autoren zunächst deren vorgebliche Unveränderlichkeit postulierten. Seit den 1880er Jahren trat der Vorwurf jüdischer »Mimikry« zunehmend ins Zentrum antisemitischer Imaginationen. Jüdische Autorinnen und Autoren befassten sich ihrerseits intensiv mit der habituellen Transformation. Jüdische Theaterkünstlerinnen und Theaterkünstler griffen diesen Themenbereich auf, um Fragen der Selbstverortung, der Zugehörigkeit und der Modernisierung ihrer Lebenswelten zu erörtern.

Das Dissertationsprojekt untersucht diesen Themenkomplex, indem es Theatergeschichte mit Emanzipations- und allgemeiner Geschichte verbindet und sich insbesondere der politischen Bedeutung von kulturanthropologischen Emblemen jüdischer Zugehörigkeit widmet.