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Hebrew Chronicles and Liturgical Documents on the Cossack Persecutions 1648/1649 (gezerot taḥ ve-tat).

Texts, Translations and Commentaries

Im Zuge des Aufstands ukrainischer Kosaken gegen die polnisch-litauische Adels­republik in den Jahren 1648 und 1649 sowie während des sich daraus entwickelnden, bis 1654 fortdauernden internationalen Kriegs wurden etwa 20.000 Jüdinnen und Juden als vermeintliche Stellvertreter der polnischen Herrschaft in Polen-Litauen ermordet. Im kollektiven jüdischen Gedächtnis gelten die als »Verhängnisse von 1648/1648« bekannten Ereignisse als größte Katastrophe zwischen der Vertreibung aus dem mittelalterlichen Spanien und der Shoah. Überlebende der Kosaken-Verfolgungen berichteten in sechs, teils umfangreichen hebräischen Chroniken sowie einer Vielzahl von hebräischen historisch-liturgischen Texten von den Zerstörungen, Plünderungen, Morden, Vergewaltigungen sowie Zwangskonversionen, aber auch von Versuchen der Selbstverteidigung oder der Flucht.

Viele der historisch-liturgischen Texte verschwanden noch im 17. Jahrhundert aus den Gebetbüchern und auch die meisten Chroniken wurden seit den 1660er Jahren nicht mehr nachgedruckt. Allein die ausführlichste Chronik erfuhr bis ins 20. Jahrhundert ungezählte Nachdrucke (für viele Berichte über die Pogrome des späten 19. Jahrhunderts im östlichen Europa wurde sie auch zum historisch-literarischen Referenz-text) und mittlerweile auch eine moderne, wissenschaftliche Edition, während die übrigen fünf Chroniken nach dem 17. Jahrhundert kaum noch Verbreitung fanden, geschweige denn eine wissenschaftliche Edition. Diesem Desiderat nimmt sich das Forschungsprojekt an, indem es eine kommentierte Edition und englische Übersetzung der fünf Chroniken und von ausgewählten historisch-liturgischen Texten bietet.