Wintersemester 2013
Blendungen. Zur Gedächtnisgeschichte des Holocaust in der europäischen Arbeiterbewegung
Dozenten: Prof. Dr. Dan Diner/Dr. Jan Gerber/Dr. Philipp Graf
Zeit: Donnerstag, 17.15–18.45 Uhr (vierzehntäglich)
Ort: Simon-Dubnow-Institut, Goldschmidtstr. 28
Der Holocaust trat erst mit geraumem zeitlichen Abstand in die Erinnerung der europäischen Gesellschaften ein. Europaweit bildete die Linke darin keine Ausnahmen – ihre arbeiterbewegte Traditionsbildung samt der Fokussierung auf die soziale Frage und ihr Fortschrittsoptimismus verstellten den Blick auf die Vernichtung der europäischen Juden. Welcher Platz dem Holocaust eingeräumt wurde, wurde jedoch oft weniger durch das marxistiche Selbstverständnis oder die nominelle Blockzugehörigkeit der jeweiligen Länder definiert. Stattdessen verschafften sich spezifische nationale Erinnerungsbestände Geltung, wie etwa die Frage, ob ein Staat zu den Siegermächten oder den Verlierern des Krieges gehörte, Bürgerkriegssituationen oder die Nachwirkungen der Nationalitätenkonflikte der Zwischenkriegszeit. Das Forschungskolloquium möchte diese besondere Konstellation von nationalem und linkem Gedächntnis anhand weniger bekannter, jedoch zentraler Ereignisse aus der Geschichte der europäischen Arbeiterbewegung, an denen die Latenzen der Erinnerung an den Holocaust sichtbar werden, aufgreifen, um so einen neuen Blick auf die Wahrnehmungsgeschichte des Holocaust nach 1945 zu gewinnen.
Vorträge:
Donnerstag, 14. November 2013
Ljiljana Radonic (Wien)
»Brüderlichkeit und Einheit«.
Der Holocaust im jugoslawischen Gedächtnis
Donnerstag, 28. November 2013
Robert Gordon (Cambridge)
Grey Zones.
Resistance, Civil War and the Holocaust in Postwar Italy
Donnerstag, 9. Januar 2014
Holger Nehring (Stirling)
Klasse und Empire.
Labour und die Absenz des Holocaust
Donnerstag, 16. Januar 2014
Susanne Zepp (Berlin/Leipzig)
Antifaschismus ante bellum.
Der Spanische Bürgerkrieg
Donnerstag, 6. Februar 2014
Karl Schlögel (Berlin)
Klasse und Ethnos.
Der Große Vaterländische Krieg