Wintersemester 2008
Papierne Zugehörigkeit – Ausweispapiere und jüdische Erfahrung
Dozenten: Dan Diner/Yaron Jean
Zeit: Donnerstag, 18-20 Uhr (vierzehntäglich)
Ort: Simon-Dubnow-Institut, Goldschmidtstraße 28
Ausweispapiere sind ein nicht unerhebliches Element in der Konstruktion und Konstitution von Zugehörigkeit. Gerade die jüdische Erfahrung von der Zeit des Spätabsolutismus bis hin zum Zusammenbruch der multinational komponierten Vielvölkerreiche des europäischen Kontinents und der Etablierung ethnisch imprägnierter Nationalstaaten ist für Geltung und Wirkung von Identitätspapieren paradigmatisch. Von der behördlich dekretierten Namensgebung der Person, den Maßgaben wie Maßnahmen der Mobilitätskontrolle, den biographischen Voraussetzungen des Wehrdienstes bis hin zu offenen oder verdeckten nationalstaatlichen Einschreibungen von Emblemen der Zugehörigkeit der Person chiffrieren die Zeichenwelten der Identitätspapiere und Mobilitätsdokumente, vornehmlich der Reisepaß, die Konstellationen und Situationen individueller wie kollektiver Existenz.
Das Forschungskolloquium will die Geschichte des Ausweispapiers als einen ebenso sichtbar-konkreten wie abstrakten Ausdruck von Inklusion und Exklusion vornehmlich anhand der jüdischen Erfahrung im Kontext einer kulturanthropologisch angeleiteten Geschichtsdeutung exemplifizieren.
Vorträge:
Donnerstag, 4. Dezember 2008
Stephan Gruber (Wien)
»Persons-Beschreibung«.
Steckbriefliche Identifizierung im 18. Jahrhundert in der Habsburgermonarchie
Donnerstag, 11. Dezember 2008
Michael G. Esch (Düsseldorf)
Papierkarrieren und Alltag – Administrative Zuordnung und soziale Räume jüdischer Einwanderer in Paris 1890-1940
Donnerstag, 22. Januar 2009
Andreas Fahrmeir (Frankfurt/Main)
Religion in den »Papieren«:
Pässe und die administrative Konstruktion »des Juden« im 19. Jahrhundert
Donnerstag, 5. Februar 2009
Eugene Avrutin (Illinois)
The Politics of Invisibility:
Identification Practices, the Imperial Russian State, and the Jews
Donnerstag, 12. Februar 2009
Valentin Groebner (Luzern)
Ihre Papiere, bitte! Die Geschichte des Personalausweises und das Unbehagen an der Identifikation